Dorfrundgang bis ins hohe Mittelalter | Hofgeismar Aktuell

Veröffentlicht am 13.05.2024 09:27

Dorfrundgang bis ins hohe Mittelalter

Die Spitzenburg Gieselwerder, abgebrochen 1303. Nach Bodenfunden angefertigte Zeichnung des Archäologen und Burgenforschers Dr. Thomas Küntzel, Göttingen. (Foto: Dr. Thomas Küntzel)
Die Spitzenburg Gieselwerder, abgebrochen 1303. Nach Bodenfunden angefertigte Zeichnung des Archäologen und Burgenforschers Dr. Thomas Küntzel, Göttingen. (Foto: Dr. Thomas Küntzel)
Die Spitzenburg Gieselwerder, abgebrochen 1303. Nach Bodenfunden angefertigte Zeichnung des Archäologen und Burgenforschers Dr. Thomas Küntzel, Göttingen. (Foto: Dr. Thomas Küntzel)
Die Spitzenburg Gieselwerder, abgebrochen 1303. Nach Bodenfunden angefertigte Zeichnung des Archäologen und Burgenforschers Dr. Thomas Küntzel, Göttingen. (Foto: Dr. Thomas Küntzel)
Die Spitzenburg Gieselwerder, abgebrochen 1303. Nach Bodenfunden angefertigte Zeichnung des Archäologen und Burgenforschers Dr. Thomas Küntzel, Göttingen. (Foto: Dr. Thomas Küntzel)

Auf dem Weg von der Wasserburg zur Spitzenburg folgten Altbürgermeister Roland Henne 46 Teilnehmer, darunter auch Jugendliche und Kinder. Treffpunkt war im Raum der Geschichtswerkstatt in der ehemaligen Schule. Vor dem großen Wandbild mit Alt-Gieselwerder um 1250 begrüßte Dirk Hofmeister, Vorsitzender der Heimatvereine Gieselwerder, die Wanderer und freute sich über die gute Beteiligung. Bei der Begehung wurde in der Ortslage nach Spuren der Vergangenheit gesucht.

Abgeleiteter Bachlauf

Nach Errichtung der Wasserburg durch Erzbischof Siegfried III. von Mainz bis 1240 ließ der Burgenbauer den Bachlauf „Mölmke“ ins Dorf ableiten zur Speisung des Burggrabens und der Versorgung der Häuser der Vorstadt mit Wasser. Ein tragisches Ereignis: Vor 250 Jahren ertrank die zweijährige Christina Scholle in dem flachen Gewässer hinter ihrem Elternhaus.

Weseraltarm Laake

Bei Hochwasser ist der Verlauf des ehemaligen Altarms Laake gut erkennbar. Zur Zeit der Stadtgründung von Gieselwerder im 13. Jahrhundert umfloss dieser Seitenarm der Weser die Inselsiedlung. Im Spätmittelalter dürfe er verlandet und auch verfüllt worden sein.

Die Wasserburg Gieselwerder

Erzbischof Siegfried III. von Mainz ließ bis 1240 unmittelbar an der Weser die Burg errichten. Die Burggebäude mit Burgmauer und Wassergraben kennen wir von drei Kupferstichen der Zeit um 1600. Geblieben ist einzig die Mauer um den Burghof, der 25 Ar groß ist.
Nach Abriss des alten Palas, auch Schloss genannt, wurde um 1700 das 40 mal 11 m große Zollhaus gebaut. Das brannte 1913 durch Blitzschlag ab. Ein Jahr später wurde das jetzige Gebäude errichtet, das seit 1967 als Rathaus dient.
Seit etwa 5 Jahren ist die Verwaltung in das Haus des Gastes umgezogen. Kleinere Risse in den Wänden sind der Grund, diese bestanden allerdings schon bei Erwerb des Gebäudes durch die Gemeinde im Jahr 1967. Da andere Kommunen Millionen in ihre Rathäuser investiert haben, gehen die Teilnehmer davon aus, dass die geringen Schäden bald behoben werden und das Rathaus wieder seinem Zweck dient.
Das Rathaus mit Parkanlage und seiner Weseransicht ist für den Tourismus in der Gemeinde seit Jahren von großer Bedeutung und ziert sämtliche Prospekte.

Mittelalterliche Stadtkirche St. Johannis

Die alte Stadtkirche St. Johannis stand mit hoher Wahrscheinlichkeit dort, wo sich heute der Wendeplatz der Krämerstraße und der Schifferplatz befinden. In der angrenzenden Flur „In den Kirchhöfen“ befand sich der alte Friedhof. Bei Sondagen auf dieser Fläche kamen Scherben zutage, die sich zu fünf Gefäßen zusammenfügen ließen - ausgestellt in Vitrinen der Geschichtswerkstatt.
Ob die mittelalterliche Kirche aus Holz bestand oder ein Steinbau war, ist nicht geklärt.

Die Spitzenburg – Wohnsitz der Grafen von Werder

Am unteren Ende des „Gieselwerder“ liegen unmittelbar an der Weser in der Flur „Die Spitzeburg“ Gartengrundstücke. Erst seit 2005 nach Sondagen und Untersuchungen mit Bodenradar können wir uns ein Bild von der einstigen Burganlage machen.

Archäologe und Burgenforscher Dr. Thomas Küntzel, Göttingen, hat eine Rekonstruktion von der Burganlage im hohen Mittelalter gezeichnet.
Auf der Spitzenburg lebten vom 10. bis Anfang des 13. Jahrhunderts die Edelherren/Grafen von Werder. Ihre Grundherrschaft reichte von Wiesenfeld (Bad Karlshafen) bis Vaake im Wesertal und umfasste das Gebiet der heutigen Gemeinde Wesertal. Geschleift (zerstört) wurde die Burg im Jahr 1303.

Auf der Vereinsanlage Mabu‘s Ranch, ehemals das Gelände der Spitzenburg, endete die Ortsbegehung in gemütlicher Runde.

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