„Gedenktag noch immer aktuell“ | Hofgeismar Aktuell

Veröffentlicht am 19.11.2023 18:48

„Gedenktag noch immer aktuell“

Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger gedachten gemeinsam mit Bürgermeister Torben Busse und Stadtverordnetenvorsteherin Monika Grebing den Opfern von Krieg und Gewalt. Ein Vaterunser zum Gedenken sprachen Pfarrerin Dr. Gabriele Kölling und Pfarrer Martin Schöppe. (Foto: Stefan Bönning)
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger gedachten gemeinsam mit Bürgermeister Torben Busse und Stadtverordnetenvorsteherin Monika Grebing den Opfern von Krieg und Gewalt. Ein Vaterunser zum Gedenken sprachen Pfarrerin Dr. Gabriele Kölling und Pfarrer Martin Schöppe. (Foto: Stefan Bönning)
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger gedachten gemeinsam mit Bürgermeister Torben Busse und Stadtverordnetenvorsteherin Monika Grebing den Opfern von Krieg und Gewalt. Ein Vaterunser zum Gedenken sprachen Pfarrerin Dr. Gabriele Kölling und Pfarrer Martin Schöppe. (Foto: Stefan Bönning)
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger gedachten gemeinsam mit Bürgermeister Torben Busse und Stadtverordnetenvorsteherin Monika Grebing den Opfern von Krieg und Gewalt. Ein Vaterunser zum Gedenken sprachen Pfarrerin Dr. Gabriele Kölling und Pfarrer Martin Schöppe. (Foto: Stefan Bönning)
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger gedachten gemeinsam mit Bürgermeister Torben Busse und Stadtverordnetenvorsteherin Monika Grebing den Opfern von Krieg und Gewalt. Ein Vaterunser zum Gedenken sprachen Pfarrerin Dr. Gabriele Kölling und Pfarrer Martin Schöppe. (Foto: Stefan Bönning)

Mit Liedzeilen aus dem optimistischen Welthit „Wonderful World“, bekannt geworden durch die Interpretation des Jazztrompeters Louis Armstrong, begrüßte Stadtverordnetenvorsteherin Monika Grebing die Bürgerinnen und Bürger der Gedenkfeier zum Volkstrauertag. Schnell jedoch werde man, so Grebing, angesichts von Nachrichten aus der Ukraine, Israel, Bildern von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer und zunehmendem Antisemitismus in Deutschland wieder in eine hässliche Welt zurückgeholt. Grebing mutmaßte, der vermeintlich intelligente Mensch habe aus seiner Geschichte offenbar wenig gelernt. Jedes Jahr stelle sie sich die Frage, ob der Volkstrauertag noch ein zeitgemäßer Gedenktag sei, seien doch immer weniger Menschen da, die den Zweiten Weltkrieg noch erlebt hätten und an der Gedenkfeier teilnähmen. Die Krisen und die vielfältige Gewalt in der Welt seien aber nach wie vor ein Beweis, dass dieses Gedenken nach wie vor eine Berechtigung habe.

Nicht nur den Opfern der beiden Weltkriege werde an diesem Tag gedacht, sondern auch denjenigen, die durch Gewaltherrschaft, Flucht, Vertreibung und Terror ihre Leben verloren haben. „Der Volkstrauertag ist immer noch aktuell, weil uns politische und menschliche Verfehlungen der Vergangenheit auch in der Gegenwart einholen, die Bereitschaft aus der Geschichte zu lernen nicht umfassend und konsequent genug vorhanden ist, Kriege nicht dem Gestern angehören“, so Grebing. Kriegsgräber seien keine Relikte der Vergangenheit, sondern Mahnmale für die Gegenwart und Zukunft. Das klare Bekenntnis und konsequente Eintreten für die Werte Frieden, Freiheit und Würde eines jeden Menschen seien angesichts eines in aller Welt aufkommenden Nationalismus notwendig. Monika Grebing schloss ihre Rede mit einem Appell: „Wir müssen die Kraft und den Mut aufbringen für ein klares Nein gegen Krieg und Terror und ein deutliches Ja zu Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit, auch wenn das oft mühsam ist.”

Ein Friedensprozess erfordere Demobilisierung in den Köpfen und Mentalitäten, nicht nur eine Demobilisierung der Streitkräfte. Es werde keinen dauerhaften Frieden geben, wenn dieser die Fehler der Vergangenheit wiederhole, so Bürgermeister Torben Busse. „Es wird keine dauerhafte internationale Sicherheitsordnung geben, wenn immer wieder der Rache Vorrang vor Kompromissen gegeben wird.” Es beginne schon im Kleinen, so Busse weiter. Nicht Ignoranz, sondern wahrnehmen, aufarbeiten und sich auseinandersetzen seien der Weg zum Frieden. Das Leben in diesem Jahr stehe mehr denn je im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern. „Unsere gemeinsame Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zuhause und der ganzen Welt”, sagte Busse.

Gedenktafeln vorgestellt

Zwei neue Gedenktafeln als zentrale Punkte der Hofgeismarer Kriegsgräberstätte wurden im Rahmen des Volkstrauertages vorgestellt. Nach intensiven Diskussionen der Stadtverordneten um die Inhalte – es ging dabei um Fragen, wie dieser Ort zeitgemäß gestaltet und damit zum Denk-Ort werden kann – wurde eine Schülergruppe der ASS mit der Gestaltung beauftragt. Mit Jannis Käckel, Leander Niemeyer, Jannes Nietsch und Noah di Palma nahmen vier mittlerweile ehemalige Schüler der ASS diese Herausforderung an und erarbeiteten mit großem historischen Interesse die Tafeln. Unterstützt wurden sie von den Stadtmuseums-Mitarbeitern Julia Drinnenberg und Arnd Naundorf. Waren in der Vergangenheit Besucher der Hofgeismarer Kriegsgräber mit vielen offenen Fragen konfrontiert, so können die Schüler mit ihrer akribischen Recherchearbeit Antworten, Hintergrundinformationen zum historischen Kontext und letztlich vielleicht sogar Denkanstöße liefern. Sie stellten die Tafel für die Gefallenen der letzten Kriegstage vor, Julia Drinnenberg übernahm die Vorstellung der Gedenktafel für die Zwangsarbeiter, die in Hofgeismar ihr Leben verloren haben. Sie erinnerte dabei an die sehr unterschiedlichen Schicksale dieser Menschen, die teilweise freundlich in Familienkreisen aufgenommen wurden, teilweise aber die schlimmste Zeit ihres Lebens in Hofgeismar erleben mussten. Dieses oft vergessene Kapitel der Stadtgeschichte soll durch die Gedenktafel stärker in das Bewusstsein der Hofgeismarer Öffentlichkeit rücken.

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