Fast schon zur Tradition geworden ist der alljährliche kabarettistische Jahresrückblick „Ab dafür” von Bernd Gieseking im Hümmer Generationenhaus. Der große Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Gerade aus seinem Urlaub auf Gomera zurück, führte der Ostwestfale mit Temperament und Witz durch die Begebenheiten des vergangenen Jahres und nahm dabei so manchen Politiker und Prominenten aufs Korn. Wieder hatte der Begründer der satirischen Jahresrückblicke Themen wie Politik, Kultur und Medien im Fokus. Auch sein Privatleben ließ er dabei nicht aus.
In einer Prognose für das Jahr 2023 gab der unverbesserliche Optimist an, dass Scholz und Baerbock die Rollen tauschen, ebenso Habeck und Lindner und sieht Merkel und Schröder als Friedensstifter. Er erklärte die Strafbarkeitslücke und hält die Lücke überhaupt für einen Ort in Deutschland. Natürlich bemühte er auch immer wieder den großen ostwestfälischen Gelehrten „Konfusion”, der da sagte: „Das Schöne an der Erinnerung ist das Vergessen”. Gieseking macht keine Witze über die Reichsbürger, „die machen sie selber” und bezog sich auf die Mainzer Hofsänger. Vom Neujahrsmorgen mit Blutdruckmessung und Diskussion über die Rente mit Freunden erzählte er ebenso, wie über seine große Affinität zu Finnland, worüber er schon mehrere Bücher verfasst hat. „Es gab viele Dramen in diesem wirren Jahr”, sagte Gieseking. Das Wahldesaster in Berlin, die Bundespräsidentenwahl, wobei er lieber eine Kabarettistin in diesem Amt hätte, Boris Becker im Knast und die Blamage wegen des Bildes von Piet Mondrian, welches jahrzehntelang falsch herum im Museum aufgehängt war, waren nur einige Ereignisse die er wieder auf witzige und humorvolle Art dem Publikum präsentierte. Auch das 9-Euro-Ticket (Lindner hat damit seine Hochzeit nach Sylt verlegt), des Kanzlers Doppelwums oder der bundesweite Probealarm aufs Handy, die Heizlüfter-Krise und „Frieren für Deutschland” machte der Kabarettist zum Thema. „Wer hat wohl die Gasleitung in der Ostsee gesprengt?”, spekulierte er. Ob Gesundheitsminister Lauterbach (der Louis de Funés des Gesundheitsministeriums) oder Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (Glühwürmchen des Kabinetts) - alle bekamen ihr Fett weg.
Wer Bernd Gieseking kennt, weiß, dass er mit vielen wichtigen Menschen telefoniert. So riefen ihn diesmal die Außenministerin und der Emir von Katar an. Zum Schluss machte Gieseking die Zeitenwende an den LED-Laternen beim Martinsumzug fest. Hinzu kamen jede Menge Anekdoten und Gedichte, die er wie immer schlagkräftig und witzig rüberbrachte.
Der Applaus des Publikums zeigte, dass er mit seinem Programm „Ab dafür” immer noch den Nerv des Publikums trifft und so wurde er bereits vom Vorsitzenden des Generationenvereins, Peter Nissen, für das kommende Jahr gebucht.