Neugegründete Bürgerbühne führt „Der Kick” auf | Hofgeismar Aktuell

Veröffentlicht am 22.11.2023 08:59

Neugegründete Bürgerbühne führt „Der Kick” auf

Das Ensemble des Stücks.  (Foto: J. Seifert)
Das Ensemble des Stücks. (Foto: J. Seifert)
Das Ensemble des Stücks. (Foto: J. Seifert)
Das Ensemble des Stücks. (Foto: J. Seifert)
Das Ensemble des Stücks. (Foto: J. Seifert)

Sie kommen aus der Kernstadt Warburg, aber auch aus Scherfede, Rimbeck, Dössel, Hohenwepel, Wormeln, Wethen, Brakel, Peckelsheim und Liebenau und sind zwischen 14 und 80 Jahre alt: 17 BürgerInnen haben sich zur Warburger Bürgerbühne zusammengefunden. Unter der Leitung des Regisseurs und Theaterpädagogen Stephan Rumphorst proben sie an „Der Kick”, einem Lehrstück über Gewalt.

Proben seit Juni

Die Bürgerbühne gründete sich unter dem Dach des Kulturforum Warburg e.V. und wird gefördert über das Bundesprogramm Demokratie leben!, welches die Hansestadt Warburg im Rahmen einer Partnerschaft für Demokratie mit Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über den Verein für Völkerverständigung 2023 zum ersten Mal aufgelegt hat. Geprobt wird seit Juni meist in Einzelproben, da das Stück aus vielen Monologen besteht. Die letzten Proben fanden im Arnoldihaus mit allen Akteuren statt, um das Theaterstück zusammenzufügen.

Kein einfaches Stück mit realer Grundlage

„Der Kick” ist kein einfaches Stück. Die erzeugte Stimmung ist bedrückend. Jedes gesprochene Wort ist eine reale Abbildung des Gesagten. Nichts ist erdichtet - nur szenisch verdichtet worden. Denn das Stück hat eine reale Grundlage: Am 13. Juli 2002 wurde der 16-jährige Marinus Schöberl in einem brandenburgischen Dorf von drei Jugendlichen misshandelt und umgebracht.

Obwohl es Zeugen und Mitwisser gibt, blieb die Tat unentdeckt. Als sie dann doch ans Licht kommt, stempeln Presse und Öffentlichkeit die Dorfbewohner als 'verrohte Gesellschaft' ab, um sich zu distanzieren. Der Autor und Psychologe Andres Veiel reiste mit seiner Co-Autorin Gesine Schmidt wenige Monate nach der Tat im Auftrag des Berliner Maxim-Gorki-Theaters in die Region, sprach mit den Angehörigen des Opfers, den Tätern und der Dorfbevölkerung. Aus den Antworten erstellen sie ein genaues Portrait der Tat.

Die Autoren geben den Tätern eine Biographie

Sie geben den Tätern eine Biographie und ein Umfeld und rollen so die Frage nach Schuld und Verantwortung neu auf. Aus rund 1.500 DinA4-Seiten Gesprächsprotokollen destillieren die Autoren ein 100 Minuten-Werk, welches damals in Berlin und Basel Premiere feierte. Sie decken mit ihrem Stück das auf, was hinter der Tat liegt: Ein Panorama aus rechtsextremem Gedankengut, Arbeits- und Perspektivlosigkeit, Landflucht und Wendeopfertum, sowie Alkohol- und Gewaltexzessen.

„Der reale Hintergrund des Stücks rüttelt auf, sensibilisiert und verdeutlicht die Rolle, die jeder Einzelne in unserer Gesellschaft spielt und welche Bedeutung das eigene Verhalten hat. Ein unbedingt empfehlenswertes Theaterstück, dessen Inhalt zum Nachdenken anregt”, fasst Bürgermeister Tobias Scherf zusammen.

Die Frage nach der Verantwortung

Ein Bilderbogen aus Schuld, Liebe, Verzweiflung, Hoffnung, Hass und Angst entblättert sich. Dabei wird niemand an den Pranger gestellt, dem Zuschauenden stellt sich aber gegen Ende die Frage, wer wofür Verantwortung trägt und ob er nicht selbst als Teil einer Gesellschaft hilft, Strukturen zu tragen, die eine solche Tat ermöglichten.

„Es verspricht, kein leichter Abend zu werden, doch einer, der Aspekte aufzeigen kann, warum ein Rechtsruck in Teilen der Gesellschaft zu verzeichnen ist, sagt der Regisseur Stephan Rumphorst. „Wir hoffen, mit diesem Abend Strukturen sichtbar zu machen, die es zu vermeiden gilt, sodass Menschen sich in gleichberechtigten, wertschätzenden und toleranten Zusammenhängen wiederfinden können”, so der Regisseur und Theaterpädagoge Stephan Rumphorst.

Aufführungstermine von „Der Kick”
Premiere: Pädagogisches Zentrum, Sonntag, 26. November, 18 Uhr
eitere Aufführungen im PZ: Montag, 27. November, 19.30 Uhr und Dienstag, 28. November, um 10.20 Uhr und 14 Uhr als Schulvorstellungen.
Aufführungen im Jugendhaus Hardehausen (Lounge des Kornhauses): Sonntag, 10. Dezember, 18 Uhr, Montag, 11. Dezember, um 19.30 Uhr
Karten
Die Karten sind kostenfrei in der Tourist Information auf dem Neustadtmarkt erhältlich.

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